Direkt zum Inhalt

Gesundheit von Bestäuberinsekten

Bestäuberinsekten sind unverzichtbar für die Umwelt, erhalten sie doch durch die Bestäubung zahlreicher Kultur- und Wildpflanzen die biologische Vielfalt. Angesichts ihrer ökologischen und ökonomischen Bedeutung muss die Gesundheit von Bestäuberinsektenpopulationen überwacht und erhalten werden – nicht nur auf lokaler oder nationaler Ebene, sondern weltweit.

Im Rahmen ihres Auftrags, wissenschaftliche Beratung zu Risiken entlang der Lebensmittelkette bereitzustellen, die sich auf Menschen, Tiere, Pflanzen oder die Umwelt auswirken können, berücksichtigt die EFSA in vielen Bereichen ihres Aufgabengebiets die Gesundheit von Bestäuberinsekten. Darüber hinaus arbeitet die Agentur gemeinsam mit Partnern und Interessengruppen an zukunftsweisenden Initiativen, die darauf abzielen, die Systeme zur Modellierung und Überwachung sowie die Sammlung, Weitergabe und Analyse relevanter Daten weiter zu verbessern, um künftige regulatorische Risikobewertungen multipler Stressoren bei Bienen und anderen Bestäuberinsekten zu unterstützen.

Aktuelles

Im Dezember 2022 aktualisierte die EFSA den Zeitplan für die Entwicklung von ApisRAM, dem Modell für Honigbienenvölker, das die Auswirkungen einer Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird. gegenüber multiplen Stressoren auf einzelne Bienen und das Volk simuliert. Insbesondere bewertet ApisRAM einzelne oder mehrere Pestizide in Wechselwirkung mit anderen Stressoren und Faktoren. Das noch in der Entwicklung befindliche Modell wird es ermöglichen, Effekte der Exposition gegenüber komplexeren chemischen Gemischen zu bewerten und über den Bewertungsansatz „eine Pflanze, ein Pflanzenschutzmittel“ hinauszugehen, sodass der Komplexität der Umwelt, in der Bienen leben, Rechnung getragen wird.

Meilensteine

  1. 2024

    Februar/März

    Geplanter Go-live des EU Pollinator Hub, in dem alle relevanten Informationen, Kenntnisse und Daten zusammengetragen werden sollen, die Interessengruppen zum Thema Bestäubergesundheit und Bienenzucht sammeln und unter sich austauschen.

  2. 2023

    Mai

    Die EFSA veröffentlicht ihre überarbeiteten Leitlinien zur Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln im Hinblick auf Bienen (Apis mellifera, Bombus spp. und Solitärbienen).

  3. 2022

    Dezember

    Die EFSA und BeeLife veranstalten einen Workshop zu harmonisierten Daten, und Mitglieder der Europäischen Bienenpartnerschaft (EUBP) halten eine Sitzung ab, um Rückmeldungen zur Umsetzung des „EU Pollinator Hub“ auszutauschen. Dritte Sitzung der MUST-B-Arbeitsgruppe (AG).

  4. November

    Die EFSA schließt einen Partnerschaftsrahmenvertrag mit der Universität Aarhus, Dänemark, und unterzeichnet den ersten Vertrag für die Implementierung von ApisRAM (Versionen 2 und 3). Zweite Sitzung der MUST-B-AG.

  5. Oktober

    Erste Sitzung der neu zusammengestellten MUST-B-AG mit dem neuen Mandat, durch die Auswahl von Umweltszenarien und die Testung des Modells konkrete Unterstützung für die Implementierung von ApisRAM zu leisten.

  6. Mai

    Vorstellung des Projekts „EU Pollinator Hub“ gegenüber der EU-Bienenpartnerschaft (EUBP) anlässlich ihrer 8. Sitzung.

  7. April

    Die EFSA bewertet die Risiken für die Gesundheit von Honigbienen im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Hydroxymethylfurfural (HMF) in Futtermitteln. HMF ist eine Verbindung, die auf natürliche Weise durch den Abbau von Einfachzuckern, insbesondere Fructose, entsteht. Sie kommt in kohlenhydrathaltigen Lebens- und Futtermitteln vor, z. B. in Zucker, welcher zur Winterfütterung von Honigbienen verwendet wird.

  8. Februar

    Fertigstellung von ApisRAM Version 1 und Auftakt des EFSA-BeeLife-Projekts für die Entwicklung einer Plattform für die EU-Bienenpartnerschaft (EUBP) mit dem Namen „EU Pollinator Hub“.

  9. 2021

    Juli

    Die EU-Bienenpartnerschaft (EUBP) stellt eine neue Online-Datenplattform vor, die eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen zum Schutz der Gesundheit von Bienen und Bestäubern spielen wird. Der Prototyp der Plattform ist ein bahnbrechendes Instrument, das harmonisierte Daten über Bienen und andere Bestäuber zusammenführen und visualisieren soll.

  10. Mai

    In einem neuen wissenschaftlichen Gutachten, das auf Ersuchen des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen Parlaments ausgearbeitet wurde, wird ein integrierter, ganzheitlicher Rahmen für die Bewertung der kombinierten Effekte multipler Stressoren bei Honigbienen („MUST-B“) dargelegt.

  11. Januar-März

    Im Rahmen einer achtwöchigen öffentlichen Konsultation werden Kommentare zum Entwurf eines wissenschaftlichen Gutachtens der EFSA über die Bewertung der Risiken für Bienen durch multiple Stressoren („MUST-B“) zusammengetragen.

Die Rolle der EFSA

Angesichts ihres Auftrags, die Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit in der EU zu verbessern und für ein hohes Maß an Verbraucherschutz zu sorgen, kommt der EFSA bei der Gewährleistung des Erhalts gesunder Bienenvölker in Europa eine wichtige Rolle zu. Zur Erfüllung dieser Aufgabe leisten verschiedene wissenschaftliche Gremien und Referate der Behörde ihren Beitrag, insbesondere in den Bereichen Pestizide, Tiergesundheit und Tierschutz sowie Pflanzengesundheit, genetisch veränderte Organismen ( GVO Ein genetisch veränderter Organismus (GVO) ist ein Organismus, der genetisches Material enthält, welches absichtlich verändert wurde und das durch Züchtung oder Selektion nicht natürlicherweise vorkommt.), Datenerhebung und wissenschaftliche Bewertung.

Von zentraler Bedeutung sind dabei die Bewertungen der EFSA zur Umweltverträglichkeit von Pestiziden und GVO, die Hersteller in der EU in Verkehr bringen möchten. Das Referat Peer-Review für Pestizide der EFSA ist für das Peer-Review der Risikobewertungen von in Pflanzenschutzmitteln verwendeten Wirkstoffen zuständig. Die von den Antragstellern eingereichten Unterlagen müssen umfassende Informationen über die potenziell von ihren Produkten für die Umwelt ausgehenden Risiken enthalten. Das Referat führt zudem Risikobewertungen der Rückstandshöchstgehalte (Maximum Residue Levels – MRL Zulässige Höchstmenge an Pestizidrückständen in Lebens- oder Futtermitteln, ausgedrückt in Milligramm pro Kilogramm.) von in Pestiziden enthaltenen Wirkstoffen durch. Hierbei werden die potenziellen Auswirkungen der betreffenden Substanzen auf die Umwelt im Allgemeinen sowie auf Nichtzielorganismen (wie Bienen) im Besonderen berücksichtigt.

Das Gremium für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände der EFSA (PPR-Gremium) leistet unabhängige wissenschaftliche Beratung zur Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln und ihren Rückständen. Hierunter fällt die Prüfung von Risiken für Anwender, Arbeiter, Anwohner und Verbraucher sowie für die Umwelt, einschließlich wildlebender Tiere. Eine der Haupttätigkeiten des PPR-Gremiums besteht darin, zusammen mit dem Referat für Umwelt, Pflanzen und Ökotoxikologie Lehre der schädlichen Auswirkungen von Stoffen, insbesondere Chemikalien, in Bezug auf die Umwelt und die öffentliche Gesundheit. neue Leitlinien für die Risikobewertung von Pestiziden, einschließlich zur Entwicklung von Ansätzen, Methoden und Modellen der Risikobewertung, zu entwickeln bzw. bestehende Leitlinien zu überarbeiten. Das Gremium kann Gutachten über die Auswirkungen bestimmter Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln oder zu generellen Fragen im Zusammenhang mit der sicheren Verwendung von Pestiziden vorlegen.

GVO und daraus gewonnene Lebens- und Futtermittelerzeugnisse werden einer Risikoanalyse unterzogen, bevor sie auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht werden können. Im Rahmen dieses Prozesses besteht die Rolle des GMO-Gremiums in der unabhängigen Evaluierung der Risikobewertungen, die von Unternehmen und Herstellern vorgelegt werden, sowie in der wissenschaftlichen Beratung von Risikomanagern zu etwaigen Risiken durch GVO für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umwelt. Die Bewertung erstreckt sich auf eine Reihe spezifischer Risikoaspekte, darunter mögliche Risiken für „Nichtzielorganismen“ wie Bienen.

Überdies muss jeder Antrag auf Zulassung einer GV-Pflanze einen Plan für die Umweltüberwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Environmental Monitoring, PMEM Umweltüberwachung nach der Markteinführung (Post-Market Environmental Monitoring – PMEM) ist die Beobachtung der Auswirkungen eines neuen Produkts (z.B. einer genetisch veränderten Pflanze) nach dessen Einführung auf dem Markt. Dadurch können schädliche Wirkungen zutage treten, die im Rahmen der vor der Markteinführung durchgeführten Risikobewertung nicht vorhergesehen wurden.) enthalten, der zeigt, wie der Antragsteller nach dem rechtmäßigen Inverkehrbringen der GV-Pflanze in der EU deren potenzielle Umweltbeeinträchtigungen überwachen will. Durch die PMEM sollen mögliche unvorhergesehene schädliche Auswirkungen auf die Umwelt ermittelt werden, die sich direkt oder indirekt aus dem Anbau von GV-Pflanzen ergeben könnten.

Das Gremium für Pflanzengesundheit bietet unabhängige wissenschaftliche Beratung zu Risiken durch Organismen, die Pflanzen, Pflanzenerzeugnissen oder der biologischen Vielfalt von Pflanzen in der Europäischen Union schaden können. Jede Schadorganismus-Risikobewertung umfasst eine Bewertung der Risiken für die Umwelt; zur Verdeutlichung und Harmonisierung der Ansätze auf diesem Gebiet hat das Gremium jedoch spezielle Leitlinien zur Bewertung von Umweltrisiken durch Pflanzenschädlinge entwickelt. Die Arbeit der EFSA im Bereich der Pflanzengesundheit ist für die Bienengesundheit von besonderer Bedeutung, da einige Schädlinge, die eine Bedrohung für Bienen darstellen, auf Pflanzen leben bzw. über diese verbreitet werden können. Der kleine Beutenkäfer beispielsweise überlebt auch ohne Bienen auf Obst und Gemüse und könnte daher mit der Versendung entsprechender Erzeugnisse in die EU gelangen.

Das Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz bietet unabhängige wissenschaftliche Beratung zu allen Aspekten, die Tierkrankheiten und den Tierschutz betreffen. Seine Arbeit erstreckt sich vorrangig auf der Lebensmittelgewinnung dienende Tiere, einschließlich Honigbienen.

EU-Rechtsrahmen

Die EU-Biodiversitätsstrategie und die EU-Bestäuberinitiative (verabschiedet im Jahr 2018 und überarbeitet im Jahr 2023) legen die Verpflichtung fest, den Rückgang wilder Bestäuber bis 2030 umzukehren. Dies umfasst u.a. das Ziel, das Wissen über den Rückgang der Bestäuber zu verbessern und seine Ursachen anzugehen.

Tiergesundheit und Tierschutz

Bienen werden von der EU-Tiergesundheitsstrategie sowie den Bescheinigungsvorschriften und tierseuchenrechtlichen Bedingungen für die Verbringung von Bienen zwischen Mitgliedstaaten (Richtlinie 92/65/EWG) abgedeckt. Diese Auflagen sollen eine Reihe von Bienenkrankheiten und Schädlingen wie den kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida) oder Milben der Gattung Anerkannte Kategorisierung eng verwandter Arten von Organismen. Die Gattung ist der erste Teil des lateinischen Namens einer Art, z.B. Homo Sapiens (Mensch) ist Teil der Gattung Homo. Tropilaelaps verhindern bzw. eindämmen, die mit der Verbringung von Bienen und dem Handel mit Imkereierzeugnissen, Pflanzen und Früchten verbreitet werden können. Daneben gibt es tierseuchenrechtliche Bedingungen für die Einfuhr von lebenden Bienen und Hummeln aus Drittländern, um die Einschleppung nicht heimischer Bienenkrankheiten in die EU zu verhindern (Verordnung 206/2010).

Pestizide

Pestizidrückstände können von Bienen beim Sammeln von Nektar bzw. Pollen und Wasser aufgenommen werden. Im Jahr 2009 wurde eine Verordnung über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln erlassen, mit der die Richtlinie 91/414/EWG des Rates aufgehoben wurde. Auch die neue Verordnung 1107/2009 enthält die Bestimmung, dass Pestizide auf EU-Ebene nur genehmigt werden dürfen, wenn ihre Verwendung keine inakzeptablen Auswirkungen auf die Bienengesundheit hat oder lediglich zu einer vernachlässigbaren Exposition von Honigbienen führt.

Genetisch veränderte Organismen

Bevor ein GVO verwendet oder angebaut werden kann, bedarf er der Zulassung gemäß der Richtlinie 2001/18/EG bzw. Verordnung 1829/2003; dieser hat eine umfassende wissenschaftliche Bewertung durch die EFSA vorauszugehen, die sich auch auf potenzielle schädliche Auswirkungen für Bienen erstreckt.

Pflanzengesundheit

Ziel der mit Richtlinie 2000/29/EG des Rates eingeführten EU-Pflanzenschutzregelung ist der Schutz von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen gegen die Einschleppung bzw. Ausbreitung von Schadorganismen in der EU. Jede Schadorganismus-Risikobewertung umfasst die Bewertung von Risiken für die Umwelt.

MUST-B-Projekt

Im Jahr 2015 startete die EFSA ein Großprojekt zur Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes für die Risikobewertung multipler Stressoren bei Honigbienen (MUST-B). Diese selbstgestellte Aufgabe wurde durch ein 2018 vom Europäischen Parlament erhaltenes Mandat formalisiert, in dem die EFSA um ein wissenschaftliches Gutachten ersucht wurde.

Das MUST-B-Projekt stützt sich auf das Fachwissen der EFSA in den Bereichen Tier- und Pflanzengesundheit, Datenerhebung und -analyse, Modellierung, Pestizide und Umweltrisiken, bezieht aber auch eine Reihe von Sachverständigen und Interessenvertretern außerhalb der EFSA ein. Das Projekt wird von einer Arbeitsgruppe (AG) betreut, die sich aus Sachverständigen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen zusammensetzt. 

Im Jahr 2021 legte die MUST-B-AG ein wissenschaftliches Gutachten mit dem Titel „A systems‐based approach to the environmental risk assessment of multiple stressors in honey bees“ (Ein systembasierter Ansatz für die Umwelt-Risikobewertung multipler Stressoren bei Honigbienen) vor, in dem nicht nur kumulative und synergistische Wirkungen von Pestiziden, sondern auch Fragen im Zusammenhang mit der genetischen Vielfalt von Bienen, Krankheitserregern, Bienenwirtschaftspraktiken und der Umgebung der Bienenvölker beleuchtet werden. Der Ansatz besteht aus zwei Kernkomponenten: einem Überwachungssystem und einem Modellierungssystem: ApisRAM.

Im Jahr 2022 begann die neu zusammengesetzte MUST-B-AG mit der Arbeit an einem Folgemandat. Dieses umfasst die gezielte Unterstützung der Umsetzung von ApisRAM durch die Auswahl von Umgebungsszenarien und das Testen des Modells.

EU Pollinator Hub

Im Jahr 2017 forderte das Europäische Parlament, dass eine neue Stakeholder-Diskussionsgruppe zu Bienengesundheitsdaten eingerichtet und von der EFSA unterstützt wird: die EU-Bienenpartnerschaft (EU Bee Partnership, EUBP). Die EUBP gelangte zu dem Schluss, dass Daten zur Gesundheit von Bienen und Bestäubern nicht interoperabel und oft fragmentiert sind, und machte sich daran, die Standardisierung und Zugänglichkeit der Daten durch die Umwandlung isolierter Daten in aggregierte Informationen sicherzustellen. Als wichtigen Meilenstein dieser Bemühungen stellte die EUBP im Jahr 2021 eine neue Online-Datenplattform vor, die den Austausch harmonisierter und standardisierter Daten über Bestäuber verbessern sollte.

Die Prototyp-Plattform wurde in gemeinsamer Anstrengung – unter der Leitung von BeeLife European Beekeeping Coordination und mit finanzieller Unterstützung der EFSA – entwickelt. Sie führt harmonisierte Daten zu Bienen und anderen Bestäubern zusammen und visualisiert sie. Das letztliche Ziel ist, die Plattform zu einem Hub zu entwickeln, das alle relevanten Informationen, Kenntnisse und Daten zusammenträgt, die von Interessengruppen zum Thema Bestäubergesundheit und Bienenzucht gesammelt und unter ihnen ausgetauscht werden. Dadurch sollen relevante Daten für Endnutzer wie Bürger, Imker, Imkerei- oder Landwirtschaftsverbände, Forscher, Behörden und politische Entscheidungsträger zugänglich gemacht werden.

Die EFSA leistet finanzielle Unterstützung für die Umwandlung der Prototyp-Plattform in ein voll funktionsfähiges Tool: den EU Pollinator Hub. Die Sammlung und Weitergabe harmonisierter Daten über Bienen und Bestäuber aus ganz Europa ist auch für den Erfolg des von der EFSA im Rahmen des MUST-B-Projekts entwickelten Rahmenwerks für die Umweltrisikobewertung multipler Stressoren bei Bienen von zentraler Bedeutung.

FAQ

Im Jahr 2018 ersuchte der Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments die EFSA, einen integrierten, ganzheitlichen Ansatz für die Risikobewertung multipler Stressoren bei bewirtschafteten Honigbienen zu entwickeln. Das Ersuchen folgte auf ein Projekt, das die EFSA im Jahr 2015 startete, und basierte auf einer früheren Initiative des Europäischen Parlaments, die 2017 zur Schaffung der EU-Bienenpartnerschaft führte – einem von Interessengruppen geleiteten Projekt, das von der EFSA unterstützt wird. Dieses zielt darauf ab, eine EU-weite Plattform für die Erhebung und den Austausch von harmonisierten Daten zur Bienengesundheit und Bienenhaltung in Europa einzurichten.
MUST-B ist ein ambitionierter Versuch, gemeinsam in einem einzigen Risikobewertungsrahmen multiple Stressfaktoren (Stressoren) zu berücksichtigen – ungeachtet dessen, ob sie chemisch, biologisch oder mit der Umwelt verbunden sind, wie etwa Klimawandel oder landwirtschaftliche Praktiken. Es handelt sich dabei um einen systembasierten Rahmen, der aus zwei Kernkomponenten – einem Überwachungssystem und einem Modellsystem – besteht, wobei Honigbienen zur Demonstration des Ansatzes dienen.
Der Ansatz konzentriert sich auf interoperable Daten, die aus dem Überwachungssystem in das Simulationsmodell eines Honigbienenvols fließen. Dieses als ApisRAM bekannte Modell wurde speziell für MUST-B entwickelt. Dabei ist wichtig, dass es imstande sein wird, die Exposition gegenüber mehreren chemischen Stoffen zu simulieren und sowohl Feld- als auch Bienenstock-Exposition gegenüber mehreren chemischen Stoffen im Zeitverlauf genauer wiederzugeben. ApisRAM würde mit eingehenden Überwachungsdaten und Ergebnissen aus der neuesten Forschung, aktuell aus den Projekten B-GOOD und PoshBee, kalibriert und laufend aktualisiert werden.
Die Daten würden aus einem Netzwerk von „Wächter-Bienenstöcken“ stammen, die mit digitalen Sensoren ausgestattet sind, sowie aus repräsentativen Klimazonen und Landschaften in der EU. Es würde eine Verbindung mit einer Plattform für die Speicherung und Analyse der Daten bestehen. Die EU-Bienenpartnerschaft (siehe Frage 1) und die Forschungsentwicklung, die MUST-B unterstützt (B-GOOD und PoshBee), spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieses Projektaspektes.
Der Ansatz wurde für Honigbienen entwickelt, kann aber auch auf Hummeln, solitär lebende Bienen und andere Bestäuberinsekten und Nichtzielarthropoden angewandt werden, um ihren Schutz und die Ökosystem Gemeinschaft von Lebewesen und unbelebten Elementen (z.B. Luft, Wasser und Mineralboden). Ein gesundes Ökosystem ist ein fein abgestimmtes System, in dem Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen im Einklang mit ihrer Umwelt leben.-Dienste, die sie der breiteren Umwelt bieten, noch besser zu gewährleisten.
Nein. Das 2021 veröffentlichte wissenschaftliche Gutachten präsentiert die Ideen und Konzepte für die zukünftige Entwicklung. Diese ist weder verbindlich, noch mit spezieller EU-Gesetzgebung verbunden oder verknüpft. Das endgültige Gutachten enthält einen Rahmen und eine unterstützende Begründung, doch viele der Instrumente und vorgeschlagenen Methoden erfordern noch eine weitere Erörterung, die sich teilweise auf die neue Forschung und wissenschaftliche Entwicklung stützen wird. Es wird jedoch erwartet, dass der systembasierte Ansatz und die innovativen Modelle und Instrumente in naher Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Umwelt-Risikobewertungen mehrerer chemischer Stoffe und weiterer Stressoren leisten können.

Die Überarbeitung der Bienen-Leitlinien wurde im Einklang mit der bestehenden Gesetzgebung für die Genehmigung von Pflanzenschutzmitteln entwickelt und war somit Teil des periodischen Evaluierungsprozesses für Pestizide. Dieser Prozess folgt der Bewertung nach dem Grundsatz „eine Pflanze, ein Pflanzenschutzmittel“ und geht nicht auf die kombinierten Effekte der Exposition gegenüber mehreren chemischen Stoffen und/oder anderen Stressoren ein. MUST-B ist nicht Teil eines Regulierungsverfahrens und befasst sich damit, neue Perspektiven für die zukünftige Entwicklung der Umwelt-Risikobewertung vorzuschlagen. Es könnte jedoch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Überprüfung und Aktualisierung der Leitlinien zu Rechtsvorschriften leisten. Ausführlichere Informationen sind dem eigens herausgegebenen Leitartikel (Editorial) zu entnehmen, der die Anstrengungen der EFSA zum Schutz der Bienen und zur Gestaltung der zukünftigen Umwelt-Risikobewertung beschreibt.

Die EUBP-Prototyp-Plattform ist der erste praktische Versuch, auf festgestellte Schwächen bei der Erhebung, Standardisierung und Weitergabe von Daten zur Bienen- und Bestäubergesundheit zu reagieren. Interessengruppen aus verschiedenen Sektoren – Imkerei- und Landwirtschaftsverbände, europäische Agenturen, die phytopharmazeutische Industrie, Veterinärverbände, NGOs und andere – haben unter der Leitung der BeeLife European Beekeeping Coordination und mit finanzieller Unterstützung der EFSA eng zusammengearbeitet, um die Plattform zu entwickeln.

Der Prototyp bietet zwei entscheidende Lösungen: eine stabile Plattform, welche die Datenspeicherung und automatisierte Visualisierung über eine interaktive Karte ermöglicht; sowie die auf automatisierten Algorithmen basierende Verarbeitung neuer Daten, um diese zu integrieren und einen neuen Standard für den Datenaustausch voranzutreiben. Mit dem Wachsen der Plattform wird es für die zukünftige Entwicklung zunehmend erforderlich sein, den Datenaustausch und die Integrationsautomatisierung zu verbessern, um neue Daten automatisch in einen Standard für Kommunikation und Visualisierung zu überführen. Die EFSA leistet finanzielle Unterstützung für die Umwandlung der Prototyp-Plattform bis 2024 in ein voll funktionsfähiges Tool: den EU Pollinator Hub.